Brauchtum

Bei den Tschäggättä handelt es sich um Fastnachtsfiguren im Lötschental. Sie tragen Masken aus Arvenholz, Schaf- oder Ziegenfelle sowie Kuhschellen und treten jeweils zwischen dem 3. Februar (Tag nach Maria Lichtmess) und dem Gigisdienstag, dem Tag vor Aschermittwoch auf. Traditionellerweise setzten sie den Frauen und Kindern nach und rieben sie mit Schnee ein.

Der wirtschaftliche und gesellschaftliche Wandel, der das Lötschental ab den 1950er Jahren erfasst hat, bewirkte eine Umverteilung der rituellen Rollen. Indem es nun nicht mehr um das Anbahnen von Liebesbeziehungen geht, sind es nicht mehr allein ledige Jungmänner, die den Brauch ausüben. Und unter Fell und Holzmaske verstecken sich nun auch verheiratete Männer sowie Frauen und Kinder.

Ursprungslegenden

Die Frage nach dem Ursprung der Tschäggätta wird wohl nie mit Sicherheit beantwortet werden können. Im Vordergrund stehen drei Legenden.

1. Trinkelstierkrieg

Die Erneuerung des Hilfs- und Soldbündnisses mit Frankreich 1549 stiess im Wallis, auf Widerstand. Die Aufständigen wehrten sich gegen die Verteuerung des franz. Salzes und dagegen, dass die Pensionen aus Frankreich entweder ausblieben oder allein der Regierung zugutekamen. Der Aufstand nahm ein unblutiges Ende. Damals sollen sich die Aufständigen wie die heutigen Tschäggättä maskiert haben, um nicht erkannt zu werden.In der Lokal- und Schweizergeschichte wird der Trinkelstierkrieg oft "Krieg in Lötschentaler Masken" genannt. Für das Tragen von Masken gibt es aber keine Quellenbelege.

2. Winter vertreiben

Durchaus möglich ist auch, dass der Brauch heidnischen Ursprung ist. Dafür sprechen Frühlingsgebräuche in anderen Landesteilen, wo der Winter ebenfalls von Maskierten ausgetrieben wird.

 

3. Die Schurtendiebe:

Bei den Schurten Diebe geht es um Leute, die in früherer Zeit auf der Schattenseite des Lötschentals wohnten und sich mit Masken und Tierfellen verkleideten, um auf ihren nächtlichen Beutezügen die Dörfer auf der gegenüber liegenden Sonnenseite auszuplündern.

 

Uralt oder neuzeitlich?

Über den Ursprung der Lötschentaler Holzmasken ist nichts bekannt. Entstanden ist der Brauch vermutlich vor wenigen Jahrhunderten. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert gehört die geschnitzte Holzmaske zur Verkleidung der Tschäggätta, der bekanntesten Figur der Lötschentaler Fastnacht.

Entdeckt und aufgewertet

Um 1900 werden die Lötschentaler Masken von Volkskundlern entdeckt. Ihren ersten grossen Auftritt ausserhalb des Tals haben sie an der Landesausstellung 1939 in Zürich. In der Folge werden sie zum kantonalen, ja nationalen Markenzeichen.

Zurück zum Ursprung: Die Fastnachtsmaske

Heute stellen die Schnitzer die Masken wieder vermehrt für sich selbst und ihre Kollegen her; und dies zum ausschliesslichen Zweck des Maskenlaufens. Diese Rückkehr zu den Ursprüngen geht einher mit einem markanten Wandel des Brauchs. So treten die Tschäggättä seit den 1970er Jahre auch nachts auf, was früher streng verboten war.

Zurück