Osterspend in Ferden

Ferden hat sich mit der Osterspende ein «Denkmal christlichen Gemeinsinnes» erhalten, einen früher im ganzen Alpenraum in ähnlicher Form geübten Brauch. Jährlich wird der Milchertrag zweier Tage zu einem speziellen Ziger verarbeitet und am Ostermontag an die Bevölkerung des ganzen Lötschentals ausgeteilt; dies, wie eine Sage aus dem Mittelalter berichtet, um den Schadenzauber auf Ferdner Alpen zu brechen.

Über den Ursprung dieser löblichen Spend berichtet die Sage, dass die Alpen Faldum, Resti und Kummen nach dem Tode eines Sennen, der sich unrechtmässig bereichert hatte, von einem verhängnisvollen Spuk heimgesucht wurden. Ein böser Geist trieb das Vieh aus den Ställen und jagte es rastlos über Berge und Täler. Nach drei Tagen kamen die Kühe zurück. Sie trugen Kornähren zwischen den Klauen und gaben blutige Milch. Da versprachen die Alpgeteilten, jedes Jahr die Milcherträgnisse von zwei Tagen an die Armen des Tales abzugeben. Das bewirkte, dass der ruhelose Senn fortan sein böses Treiben unterliess.

Der Spendziger wird im Gemeindekeller zu einem feinen Brei verarbeitet, diese Masse wird dann gesalzen und in die Rümpfe gefüllt, welche jährlich neu in Handarbeit aus Tannenrinde hergestellt werden. Alle Arbeiten bis hin zur Verteilung der Spänd, bestehend aus Käse, Brot und für Erwachsene Wein, obliegen eigens dafür gewählten Männern aus Ferden. Nach der Morgenmesse stehen als erste die Kinder beim Gemeindehaus zur sogenannt kleinen Spende an.

Es folgt eine Burgerversammlung, an welcher nur die Osterspende debattiert wird. Am Nachmittag sind zuerst die Gäste aus den andern Talgemeinden an der Reihe, danach die Ferdnerinnen. Als letzte erhalten die Männer von Ferden am Dienstagabend ihre Spende. Am Ostermontag lässt die Gemeindeverwaltung in Ferden an alle Bewohner ein Stück Käse mit Brot und Wein austeilen.