Tschäggättä Lötschental

Die Tschäggättä - ein faszinierendes Erbe

Im magischen Tal gibt es ein einzigartiges Brauchtum, das seit Generationen überliefert wird: die Tschäggättä. Sie sind ein Symbol für die Verbundenheit mit ihrer Heimat, für den Stolz auf ihre Geschichte und Kultur.

Diese mysteriösen Fasnachtsfiguren, gehüllt in geheimnisvolle Holzmasken und umgeben von einem Hauch des Unheimlichen, sind ein faszinierendes Element der lokalen Fasnachtsfeierlichkeiten im Lötschental. Die Tschäggättä treten während der Fasnacht auf, einer Zeit des Feierns und der Fröhlichkeit, die jedes Jahr von "Mariä Lichtmess" bis zum "Gigiszischtag" (d.h. dem Dienstag vor dem Aschermittwoch) stattfindet. Doch während die meisten Fasnachtsfiguren fröhlich und farbenfroh sind, tragen die Tschäggättä eine Aura des Mysteriösen und Unheimlichen mit sich. Mit ihren handgeschnitzten Holzmasken aus Arvenholz, oft mit grimmigen oder grotesken Gesichtern verziert, verkörpern sie die dunklen Geheimnisse des Winters und die uralte Tradition des Vertreibens von bösen Geistern.

Für die Bewohner des Lötschentals sind die Tschäggättä mehr als nur Figuren in einer alten Tradition. Sie sind ein Symbol für die Verbundenheit mit ihrer Heimat, für den Stolz auf ihre Geschichte und Kultur. Sie erinnern die Menschen daran, dass die Wurzeln tief sind und dass das Erbe ihrer Vorfahren auch heute noch relevant ist. Und während sich die Welt um sie herum verändert, bleiben die Tschäggättä fest verwurzelt im Herzen des Lötschentals, bereit, die Geister des Winters zu vertreiben und die Freude der Fasnacht zu verbreiten.
Genau um diese Tradition zu bewahren, wird das Brauchtum Tschäggättu nur im Lötschental und nur in der Fasnachtszeit zelebriert.

Die Geschichte

Die Frage nach dem Ursprung der Tschäggätta wird wohl nie mit Sicherheit beantwortet werden können. Im Vordergrund stehen zwei Legenden. 

Die Schurtendiebe 

Die bekannteste Ursprungslegende der Tschäggättä ist die Sage der Schurtendiebe. In den schattigen Wäldern auf der gegenüberliegenden Seite des Tals residierten einst die legendären  Schurtendiebe. Selbst heute sind ihre Hofstätten auf dem Giätrich im "Obri Wald" gegenüber dem Dorf Wiler zu erkennen. Es handelte sich um kleine, aber kräftige Männer, welche von den ins Lötschental einfallenden Alemannen in den "Obri Wald" auf der Schattenseite flüchten mussten.
Bei Einbruch der Nacht gingen sie in wilder Verkleidung auf Beutezug. Es hiess, dass die Schurtendiebe niemanden in ihre Reihen aufnahmen, der nicht in der Lage war, mit einer Last von hundert Pfund über die Lonza zu springen. Die Schurtendiebe  bildeten offenbar eine Art Männerbund, dessen auffällige Kostüme gelegentlich mit den Tschäggättä in Verbindung gebracht werden: Holzmasken, Pelze und klingelnde Glocken sollen zu ihrem Markenzeichen gehört haben. 

Den Winter vertreiben

Durchaus möglich ist auch, dass der Brauch heidnischen Ursprungs ist. Dafür sprechen Frühlingsbräuche in anderen Landesteilen, wo der Winter ebenfalls von Maskierten ausgetrieben wird.

Der Tschäggättu Loif 

27. Februar 2025

Die Tschäggättä ziehen jeden Abend (ausser sonntags) nach Feierabend durch die Dörfer des Lötschentals. Möchten Sie die Tschäggättä sehen, empfiehlt es sich, in einem der hiesigen Restaurants zu essen. Die Tschäggättä kommen bestimmt irgendwann vorbei. Möchten Sie eine ganze Schar Tschäggättä erleben, können Sie dies am Tschäggättu Loif oder am Fasnachtsumzug in Wiler. Immer am „feisten Frontag“ (fetter Donnerstag) werden nach Einbruch der Dunkelheit in Blatten auf dem Parkplatz die Tschäggättä zusammengetrieben. Danach starten die Tschäggättä mit den Hirten und laufen zu Fuss von Blatten nach Ferden. In allen Dörfern des Tals laufen die Tschäggättä vorbei. 

Der Fasnachtsumzug

01. März 2025

Am traditionellen Lötschentaler Fasnachtsumzug in Wiler, jeweils am Samstag nach dem „feisten Frontag“, schliessen die Tschäggättä meist den Umzug ab. Bitte beachten Sie, dass der Brauch Tschäggättu bei uns im Lötschental von wichtiger Bedeutung ist. Wir bitten Sie deshalb, mit den Tschäggättu respektvoll umzugehen. 

Do's and Don'ts

  • Begegnungen mit den Tschäggättä sind faszinierend, aber auch mit ein wenig Vorsicht zu geniessen. Aufgrund ihrer Holzmasken ist ihre Sicht stark eingeschränkt. Sie gucken nur durch ganz kleine Löcher. Daher ist es ratsam, sie behutsam anzugehen und auf ihre Reaktionen zu achten. Wenn sie zu knurren beginnen, ist es ratsam, etwas Abstand zu halten. 
  • In der Welt der Tschäggättä gibt es eine Vielzahl von Charakteren – einige sind freundlich und gesellig, andere wiederum wirken mürrisch und launisch. Es ist wichtig, sie nicht zu provozieren oder sich ihnen im Weg stellen, da man sonst schnell im Schnee landen kann. 
  • Das Berühren der Maske, der Glocke oder der Felle der Tschäggättä sollte unbedingt vermieden werden. Solche Handlungen könnten als respektlos empfunden werden und zu unangenehmen Situationen führen. 
  • Bitte bleiben Sie während des Tschäggättu Loifs oder des Fasnachtsumzugs am Strassenrand stehen, bis die Tschäggättä vorbeigelaufen sind. Da ihre Sicht eingeschränkt ist, könnten sie Sie sonst versehentlich umstossen. Das Fotografieren und Filmen ist auch vom Strassenrand aus möglich. Achten Sie darauf, dass sich auch Ihre Kinder sicher am Rand aufhalten und nicht mitten im Umzug.
  • Behandeln Sie unsere Tschäggättä stets mit Respekt. Es kommt leider vor, dass sie mit Schneebällen beworfen werden, was nicht nur gefährlich für unsere Tschäggättä, sondern auch respektlos ist.
  • Möchten Sie eine Tschäggätta anlocken, können Sie dies mit speziellen Lockrufen versuchen, wie zum Beispiel "Ela, Ela, Ela" oder "Tschäggätta Tschäggätta, Ela Ela". Seien Sie jedoch gewarnt – damit geraten Sie schnell ins Visier einer Tschäggätta, und dann bleibt Ihnen nur noch die Wahl zwischen Flucht oder einer nassen Überraschung.

Erlebniswelt Blaue Stube

Die Fasnachtsausstellung "Zur Blauen Stube" ist eine Erlebniswelt rund um das Thema Lötschentaler Fasnacht. Die Ausstellung wird in einem alten Wohnhaus inszeniert, das weitestgehend im Zustand von 1912 erhalten werden konnte. In verschiedenen Themenwelten taucht der Besucher interaktiv in eine Welt ein, die alle Sinne anspricht. Jeder Besucher gestaltet sein Erlebnis rund um das Thema selbst. Die Blaue Stube in Wiler ist für Gruppen ab sechs Personen täglich auf Anfrage geöffnet. 
Weitere Informationen finden Sie unter: www.blauestube.ch

Maskenschau im Lötschentaler Museum 

Im Zentrum der Schau stehen die Masken als kunsthandwerkliche Kreationen. Zu sehen sind herausragende Stücke älteren und jüngeren Datums. Doch wird auch der historische und funktionale Kontext der Tschäggättä als Träger einer lebendigen Tradition dargestellt. Dies insbesondere durch einen französisch untertitelten Film. Der Fokus der Ausstellung liegt auf den Masken als Akt der Kreation. Wie und weshalb bringt jede Zeit ihren eigenen Maskentyp hervor? Und wie bewerten die Hersteller selber ihr Tun?

Zu den Highlights der Schau gehören eine Maske, die in einem Film aus den 1920er Jahren in Blatten zu sehen ist, sowie vom Künstler Albert Nyfeler bemalte Masken. Erweitert wird die Präsentation durch einen Touchscreen, der dem Publikum einen Einblick in die Sammlungsbestände des Museums ermöglicht. Abgerufen werden können auf diesem interaktiven Bildschirm neben Masken auch historische Fotos sowie Plakate zum Thema. Die beiden Ausstellungsräume bieten ein einmaliges Panorama über die Entwicklung der Lötschentaler Holzmasken vom 19. Jahrhundert bis heute.
Weitere Informationen finden Sie unter: www.loetschentalermuseum.ch